2.4. Hausbesitz – Enteignung und Restitution
Es gab vier Gebäude / Palais, an denen die Familie Ephrussi Besitzrechte hatte:
1) Haus mit der heutigen Adresse Universitätsring 14 / Schotteng. 11 – EZ 297: Familienwohnsitz;
frühere Adressen: Dr. Karl Lueger Ring 14 / Schottengasse 11; um 1927: Ring d. 12. November Nr. 14 [1], noch früher: Franzensring 24 [2]
2) Haus Schottenbastei 12 – EZ 1078: Mietpalast
3) Haus Kärntnerring 8 – EZ 572: Mietpalast
Diese drei Häuser waren als Privatbesitz der Familie zu bezeichnen und gehörten zur Katastralgemeinde Innere Stadt (Nr. 01004). Zuständiges Bezirksgericht: BG Innere Stadt in der Marxergasse 1A, 1030 Wien.
4) Das vierte Haus war Firmenbesitz des Bankhauses Ephrussi & Co., IX., Wasagasse 2 – EZ 1185 und gehörte zur Katastralgemeinde Alsergrund (Nr. 01002). Zuständiges Bezirksgericht: BG Josefstadt in der
Florianigasse 8, 1082 Wien.
2.4.1. Das Palais Ephrussi, Universitätsring 14
Das Gebäude wurde von Theophil Hansen 1869-73 für den Bankier Ignaz Ritter von Ephrussi erbaut. Gleichzeitig wurde das Nachbarhaus, das Palais Lieben von Carl Tietz errichtet. In Zusammenarbeit mit Hansen übernahm Tietz die Fassadengestaltung des Palais Ephrussi, sodass die Gebäudegruppe eine ästhetische Einheit bildet und die beiden Palais Ephrussi und Lieben oft als ein kolossales Bauwerk betrachtet werden. [3]
Es gibt auch zwei verschiedene Adressen und Einlagezahlen: Palais Ephrussi – EZ 297, Palais Lieben – EZ 755
Das folgende Foto zeigt in der Ansicht von der Schottengasse, dass es sich um zwei architektonisch bzw. stilistisch gleichartig gestaltete Gebäude handelt (links Palais Lieben, rechts Palais Ephrussi), die Unterschiede in der farblichen Gestaltung und im Erhaltungszustand der Fassade aufweisen.
Palais Lieben (links), Mölker Bastei 5 / Schotteng. 9 und Palais Ephrussi (rechts), Universitätsring 14 / Schottengasse 11, fotografiert von der gegenüberliegenden Seite der Schottengasse her.
Abb. E 24. Portal Palais Ephrussi Universitätsring 14
Foto: Günter Oppitz (4. 2. 2020). Foto-Nr.: IMG_6781
Abb. E 25. Portal Palais Ephrussi Universitätsring 14
Foto: Günter Oppitz (4. 2. 2020). Foto-Nr.: IMG_6782
Die Bezeichnungen für diesen Bereich der Ringstraße und somit auch die Adressangaben für das Palais Ephrussi wechselten im Lauf der Jahrzehnte mehrmals:
.) 1870 wurde der Abschnitt zwischen Parlament und Schottengasse Franzensring benannt (nach dem Franzenstor, das sich in dem hier verlaufenden Teil der alten Bastei befand).
.) 1919 wurde dieser Straßenabschnitt in „Ring des 12. November“ (Tag der Ausrufung der Republik) umbenannt.
.) Von 1934 bis 2012 hieß der Abschnitt der Ringstraße im Bereich des Palais Ephrussi „Dr.-Karl-Lueger-Ring“ (nach dem antisemitischen Bürgermeister Wiens).
.) 2012 beschloss man endlich die Umbenennung in „Universitätsring“. [4] [5] [6]
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Historisches Grundbuch Innere Stadt Universitätsring 14 / Schotteng. 11 – EZ 297
Auszüge aus dem B-Blatt:
1 Das Eigentumsrecht einverleibt für Viktor Ephrussi allein
(Erbteilungsurkunde vom 17. November 1899 und Einantwortungsurkunde des k.k. Handelsgerichtes Wien vom 10. bzw. 20. März 1900 A 62/99/29)
1938 – ENTEIGNUNG:
2 29. April 1938, 6352
Auf Grund des Antrages der Geheimen Staatspolizeistelle /:Staatspolizei:/ Wien II H 3452/38 v. 27. April 1938 wird das Eigentumsrecht für das Land Österreich einverleibt.
3 17. September 1938, 12942
Der Rekurs gegen die Eigentumseinverleibung OZ 2 angemerkt
1941 – EIGENTUMSRECHT FÜR DAS „GROSSDEUTSCHE REICH“:
5 31. Mai 1941, 7424
Über Ansuchen wird auf Grund des § 12 Abs. 1der Ersten Verordnung zur Durchführung des Ostmarkgesetzes vom 10. Juni 1939, R. G. Bl. 1 S. 995 gemäß § 2 Abs. 2 der Neunten Verordnung zur Durchführung des Ostmark-gesetzes vom 23. März 1940, R.G.Bl. 1, S. 545 das Eigentumsrecht einverleibt für das
Deutsche Reich (Reichsforstabteilung) – allein
1950 – RÜCKSTELLUNG:
7 16. Feber 1950, 1236
Auf Grund des Bescheides der Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und das Burgenland vom 17. Jänner 1950, Zl. VR – V 23.114/48 wird das Eigentumsrecht je zu einem Viertel für
a) Elisabeth de Waal
b) Ignace Ephrussi
c) Rudolph J. Ephrussi
d) Gisela de Bauer
einverleibt.
Auszug aus dem Bescheid 1236 / 50 vom 17. Jänner 1950, der im Grundbuch Innere Stadt / EZ 297 / B-Blatt/ Postzahl 7 mit dem Datum 16. Feber 1950 angemerkt ist: [7]
Hier soll nur ein Ausschnitt davon wiedergegeben werden:
Die Entziehung war vom Deutschen Reich auf Grund verwaltungsbehördlicher Verfügung (Einziehungserkenntnis der Geheimen Staatspolizei, Staatspolizeileitstelle Wien II/H 3452/38 vom 27. April 1938) aus den im § 1 des Gesetzes vom 10. Mai 1945, St.G.Bl, Nr. 10, genannten Gründen ohne irgendwelche Gegenleistung erfolgt und das Vermögen mit dem 29. April 1938, als dem Tage der grundbücherlichen Eintragung auf das Deutsche Reich übergegangen.
Es wird in diesem Bescheid keinerlei Kritik an der Unrechtmäßigkeit der Gesetze und Verordnungen geübt; in der Formulierung „ohne irgendwelche Gegenleistung“ wird lediglich eine Beurteilung aus ökonomischer Sicht spürbar.
PALAIS LIEBEN: Mölker Bastei 5 / Schottengasse 11 / EZ: 755
Bei Wikipedia: „Mölker Bastei“ findet man unter Nr. 5: „Hintertrakt des Palais Ephrussi“
Abgesehen davon, dass – wie oben erwähnt – dieser Teil des Gebäudekomplexes nur in der Fassadengestaltung und stilistisch Gemeinsamkeiten mit dem Palais Ephrussi aufweist, hat man übersehen, dass das Palais in der Mölker Bastei 5 im Besitz der Fa. Lieben & Comp. bzw. später Eigentum bestimmter Mitglieder der Familie Lieben war.
In den Häuserverzeichnissen von Smöch 1875 [8a] und Schlessinger 1885 [9] wird als Eigentümer Lieben & Comp. angegeben.
Im 20. Jahrhundert lebten Dr. Adolf Lieben, hoch angesehener Universitätsprofessor für Chemie, seine Frau Mathilde, geb. Schey, und ihre Nachfahren in diesem Palais. Die frühere Adresse der Familie: Wien IX., Wasag. 9
Eine Verwandtschaft zwischen den Familien Lieben und Schey ab 1887 durch die Heirat von Dr. Adolf Lieben und Mathilde, geb. Schey, einer Tochter des Friedrich von Schey. [9a]
Erst ab 1899 (Trauung von Viktor Ephrussi mit Emmy Schey, Enkelin des Friedrich von Schey und Nichte der Mathilde Lieben geb. Schey) bestanden auch verwandtschaftliche Verbindungen zwischen den Besitzern der beiden benachbarten Palais, den Familien Lieben und Ephrussi.
Besitzer des Palais Mölkerbastei 5 waren ab 1900 ihre Söhne Friedrich und Heinrich. Sie werden in den Häuserverzeichnissen von Lenobel 1905 [10] und Salzberg 1928 [11] als Eigentümer angeführt.
Gewisse Aufschlüsse über den Erwerb des Palais liefert das Historische Grundbuch Innere Stadt / Mölker Bastei 5 / EZ 755, obwohl es sich nur um eine Rekonstruktion mit Stand vom 15. Juli 1927 handelt – an diesem Tag fielen dem Brand des Justizpalasts alle damals aktuellen Grundbücher für den Wiener Raum sowie die noch immer weitergeführte Niederösterreichische Landtafel zum Opfer. [12]
Laut Postzahl 1 wurde das Eigentumsrecht einverleibt für
a) Heinrich Lieben zur Hälfte
b) Dr. Friedrich Lieben zu Hälfte
(zu a) und b) Kaufvertrag vom 27. Dezember 1900) [13]
Dr. Adolf Lieben und seine Frau Mathilde haben das Palais für ihre minderjährigen Söhne Friedrich und Heinrich per Kaufvertrag erworben.
Erst im Einwohnerverzeichnis des Lehmann aus dem Jahr 1908 scheint Dr. Adolf an der Wohnadresse Mölker Bastei 5 auf und stirbt hier am 6. Juni 1914. [14]
Postzahl 16: 12.4.1933 6204
Im Range OZ 14 wird auf Grund des Kaufvertrages vom 28. Juli 1932 und des […] Rangordnungsbescheides vom 14. Feber 1933 P.Z. 2463/33 auf die Hälfte des Heinrich Lieben […] das Eigentumsrecht für Mathilde Lieben einverleibt.
Mathilde stirbt am 3.2.1940 [14]
2.4.2. Haus am Kärntner Ring Nr. 8 / Konskriptionsnummer 572
Abb. E 26. Mietpalais Ephrussi, Kärntner Ring 8. Von der gegenüberliegenden Seite der Ringstraße aus fotografiert.
Foto: Günter Oppitz (23.10.2019), Foto-Nr. IMG_7192
Abb. E 27. Mietpalais Ephrussi, Kärntner Ring 8. Aufnahme der Fassade Akademiestraße 8 und der Fassade Kärntner Ring 8.
Foto: Günter Oppitz (23.10.2019), Foto-Nr. IMG_7168
Historisches Grundbuch Innere Stadt,
Kärntner Ring 8 – EZ 572
Auszüge aus dem B-Blatt:
Zahl der Grundbuchseinlage: 572 Steuergemeinde: Innere Stadt 01004
Stand vom 15. Juli 1927
1 Das Eigentumsrecht einverleibt für
Viktor E p h r u s s i allein
(Einantwortungsurkunde des Bezirksgerichtes Innere Stadt vom 27. 8. 1923, A II 163/20/22)
1938 – ENTEIGNUNG:
2 29. April 1938, 6352
Aufgrund des Antrages der Geheimen Staatspolizei, Staatspolizeistelle Wien II H 3452/38 vom 27. April 1938 wird das Eigentumsrecht für das Land Österreich einverleibt.
3 17. September 1938, 12942. –
Der Rekurs gegen die Eigentumseinverleibung O.Z.2 angemerkt.
4 22. November 1938, 16648. –
Über Rekursentscheidung die Anmerkung O.Z.3 gelöscht.
1941 – EIGENTUMSRECHT FÜR DAS „DEUTSCHE REICH“, NOCH IM SELBEN JAHR 1941 FÜR DIE GALIZISCHE NAPHTA A.G. „GALICIA“:
5 31. Mai 1941, 7424. –
Über Ansuchen wird auf Grund des § 12 Abs. 1 der Ersten Verordnung zur Durchführung des Ostmarkgesetzes vom 10. Juni 1939, R.G.Bl. I S 995 gemäß § 2 Abf 2 der Neunten Verordnung zur Durchführung des Ostmarkgesetzes vom 23. März 1940, R.G.Bl. I S 545 das Eigentumsrecht einverleibt für das – Deutsche Reich (Reichsfinanzverwaltung) – allein.
6 2. September 1941, 11469. –
Auf Grund des Tauschvertrages vom 28. Juli 1941das Eigentumsrecht einverleibt für die Galizische Naphta A.G. „Galicia“.
7 9. Juli 1942, 6209
Auf Grund des Beschlusses des Oberlandesgerichtes Posen vom 22. Juli 1941 und vom 14. März 1942 G. Zl. 1 V U 9/41 wird die Bestellung eines Verwalters angemerkt.
1948 – RÜCKSTELLUNG:
8 5. März 1948, 1343
Zufolge Beschlusses der Rückstellungskommission beim Landesgericht für ZRS. Wien vom 25. Feber 1948, 59 RK 107/48, wird die Einleitung des Rückstellungsverfahrens angemerkt.
9 16. Dezember 1948, 7805
Auf Grund des am 13. Oktober 1948 vor der Rückstellungskommission beim Landesgericht für ZRS. Wien zur Zahl 59RK 107/48 abgeschlossenen Vergleiches wird das Eigentumsrecht zu je einem Viertel einverleibt für
a) Elisabeth de Waal ¼
b)
Ignace Leo Ephrussi ¼
Unterstreichung des Namens nachträglich durchgestrichen
c) Rudolph J. Ephrussi ¼
d) Gisela de Bauer ¼
und werden die Anmerkungen OZ. 7 und 8 gelöscht.
2.4.3. Haus auf der Schottenbastei Nr. 12
Konskriptionsnummer 1078
Dieses Gebäude existiert heute nicht mehr. An der Stelle der früheren Häuser befindet sich seit 1968 das Juridicum, die rechtswissensch. Fakultät der Universität Wien, mit der Adresse Schottenbastei 10–16. [8b]
Abb. E 28. Das Juridicum an der Stelle der Häuser Schottenbastei 10-16
Foto: Günter Oppitz (4.11.2019), Foto-Nr.: IMG_7253
Historisches Grundbuch Innere Stadt,
Schottenbastei 12 – EZ 1078
Zahl der Grundbuchseinlage: 1078 Steuergemeinde: Innere Stadt 01004
B-Blatt des Historischen Grundbuches (= S. 30)
Stand vom 15. Juli 1927:
1 Das Eigentumsrecht einverleibt für
Viktor E p h r u s s i allein
(Einantwortungsurkunde des Bez. Ger. Innere Stadt vom 27. August 1923, A II 163/20/22)
1938 – ENTEIGNUNG:
2 29. April 1938, 6352
Aufgrund des Antrages der Geheimen Staatspolizei, Staatspolizeistelle Wien II H 3452/38 vom 27. April 1938 wird das Eigentumsrecht für das Land Österreich einverleibt.
3 17. September 1938, 12942. –
Der Rekurs gegen die Eigentumseinverleibung O.Z.2 angemerkt.
4 22. November 1938, 16648. –
Über Rekursentscheidung die Anmerkung O.Z.3 gelöscht.
1941 – EIGENTUMSRECHT FÜR DAS „DEUTSCHE REICH“
5 31. Mai 1941, 7424. –
Über Ansuchen wird auf Grund des § 12 Abf 1 der Ersten Verordnung zur Durchführung des Ostmarkgesetzes vom 10. Juni 1939, R.G.Bl. I S 995 gemäß § 2 Abf 2 der Neunten Verordnung zur Durchführung des Ostmarkgesetzes vom 23. März 1940, R.G.Bl. I S 545 das Eigentumsrecht einverleibt für das – Deutsche Reich (Reichsfinanzverwaltung) – allein.
1949 – RÜCKSTELLUNG:
6 10. Dezember 1949, 9634
Auf Grund des Bescheides der Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und das Burgenland vom 12. November 1949, VRiV 23.114 – 1/48 wird das Eigentumsrecht zu je einem Viertel einverleibt für
a) Elisabeth de Waal
b) Ignace Leo Ephrussi
c) Rudolph J. Ephrussi
d) Gisela de Bauer
1950 – VERKAUF:
7 12. April 1950, 2937.
Auf Grund des Kaufvertrages vom 28. Feber 1950 und der 4 Vollmachten vom 12. Oktober 1949, 29. April 1949, 4. November 1949 und 27 Oktober 1949 wird das Eigentumsrecht für die „Semperit“ Österreichisch – Amerikanische Gummiwerke Aktiengesellschaft einverleibt.
2.4.4. Haus in der Wasagasse Nr. 2 / Steuergemeinde Alsergrund 01002 / EZ 1185
Abb. E 29. Haus im 9. Bezirk, Wasag. 2 / Maria–Theresien–Straße 7, ehemals Bankhaus Ephrussi
Foto: Günter Oppitz (19.11.2019), Foto-Nr.: IMG_7331
Abb. E 30. Portal von Wasagasse 2 (= ehemaliges Bankhaus Ephrussi & Co.)
Foto: Günter Oppitz (19.11.2019), Foto-Nr.: IMG_7334
Abb. E 31. Plafond im Vestibül v. Wasagasse 2 (= ehemaliges Bankhaus Ephrussi & Co.)
Foto: Günter Oppitz (19.11.2019), Foto-Nr.: IMG_7335
Abb. E 32. Aufgang und Plafond im Vestibül v. Wasagasse 2
(= ehem. Bankhaus Ephrussi & Co.)
Foto: Günter Oppitz (19.11.2019), Foto-Nr.: IMG_7336
Historisches Grundbuch Katastralgemeinde Alsergrund (Nr. 01002), IX., Wasagasse 2 – EZ 1185
Zuständiges Bezirksgericht: BG Josefstadt in der Florianigasse 8, 1082 Wien.
Konskriptionsnummer 1185
Zahl der Grundbuchseinlage: 1185
Auszug aus der B-Seite, S. 206
Stand vom 15. Juli 1927:
1 Das Eigentumsrecht einverleibt für „W a s a“ Hauskaufgesellschaft m.b.H., allein (Kaufvertrag v. 30.8., 31. August und 1. September 1921
2 23. März 1934, 4922
Die Rangordnung für die Veräußerung dieser Liegenschaft wird mit der Rechtswirksamkeit bis 23. Mai 1934 angemerkt.
1934 – EIGENTUMSRECHT FÜR FIRMA EPHRUSSI & CO
3 24. April 1934, 6832
Auf Grund des Kaufvertrages vom 19. März 1934 und des Rangordnungsbescheides vom 24 März 1934 Tz. 4922/34 wird das Eigentumsrecht für die Firma Ephrussi & Co in der Rangordnung O.Z.2 einverleibt.
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Die „Arisierung“ der Firma EPHRUSSI & CO im Jahr 1938 [15]
Im April 1938 wurde (nicht im Grundbuch vermerkt) versucht, eine Lösung für das Bankhaus Ephrussi & Co. herbei-zuführen, indem der „arische“ Gesellschafter Carl August Steinhäusser seinen jüdischen Mitgesellschaftern Viktor Ephrussi und Alexander Weiner ihre Anteile abkaufte. [15a] 1941 gab Steinhäusser gegenüber der VVSt an, dass die „jüdischen Gesellschafter […] einvernehmlich angemessen entfertigt“ worden seien. [15b]
Die Angemessenheit der Auszahlungen muss jedoch infolge von Steinhäussers eigenen Angaben über das Gesell-schaftskapital der Bank im April 1938 und über die Vermögenswerte zum 31. Dezember 1938 angezweifelt werden. [15c]
1940 – EIGENTUMSRECHT DURCH AUFSANDUNGSERKLÄRUNG FÜR KARL AUGUST STEINHÄUSSER
4 22. Oktober 1940, 15.447.
Auf Grund der Aufsandungserklärung vom 27. Juli 1940 und 28. August 1940 wird das Eigentumsrecht einverleibt für
Carl August Steinhäusser.
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1960 – EIGENTUMSRECHT DURCH EINANTWORTUNGSURKUNDE UND ÜBERNAHMSERKLÄRUNG FÜR C. A. STEINHÄUSSER BANKKOMMANDITGESELLSCHAFT, WIEN
5 19. Juli 1960, 5994.
Auf Grund der Einantwortungsurkunde des Bezirksgerichtes Innere Stadt Wien vom 8. Juni 1959, 10 A 33/59 – 18, des Gesellschafterbeschlusses und Einbringungsantrages vom 13. April 1960 samt Übernahmserklärung vom 7. Juli 1960, der Vollmacht vom 21, April 1960 und des beglaubigten Auszuges aus dem Handelsregister des Handels-gerichtes Wien vom 7. Juli 1960 […] wird das Eigentumsrecht für die C.A. Steinhäusser Bankkommanditgesell-schaft, Wien einverleibt.
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[1] Häuserkataster der Bundeshauptstadt Wien, herausgegeben von J. Wolfgang Salzberg, Bd.1 (1. und 2. Bezirk), Wien 1927.
https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/zoom/1791748?zoom=2&lat=580.965&lon=1468.866&layers=B (Zugriff: 23.8.2020)
[2] Wikipedia: Palais Ephrussi
https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Ephrussi (Zugriff: 23.8.2020)
[3] Dehio Wien, I. Bezirk – INNERE STADT: Verlag Berger Horn / Wien 2007, S. 336
[4] Wikipedia: Palais Ephrussi
https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Ephrussi (Zugriff: 23.8.2020)
[5] Wien Geschichte Wiki: Franzensring
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Franzensring_(1) (Zugriff: 23.8.2020)
[6] Wikipedia: Universitätsring
https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4tsring (Zugriff: 23.8.2020)
[7] Der Bescheid 1236 / 50 ist im BG Innere Stadt im Urkundenbuch einsehbar.
Mölkerbastei 5 / Schotteng. 9 / KNR 1424 / Grundfläche 307 m2 verbaut / 4 Stockwerke, 29 Wohnungen / Besitzer: Lieben & Comp.
https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/341680
(Zugriff: 24.8.2020)
[8b] Aktueller Stadtplan von Wien
Mölkerbastei 5 / Schotteng. 9 / KNR 1424 / EZ 755 / Parz.-Nr. 1520/1 / 1122 m2 verbaut / 4 Stockwerke, 29 Wohnungen, erbaut 1871
Besitzer: Lieben & Comp. Firma
https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/408083
(Zugriff: 24.8.2020)
[9a] Vgl. [14] Georg Gaugusch, Wer einmal war. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800 – 1938, Band 2, S. 1885 [10] Lenobel 1905
Mölkerbastei 5 / Schotteng. 9 / EZ 755 / 1125 m2 verbaut / 5 Stockwerke, 29 Wohnungen, erbaut 1869,
Besitzer: Fritz und Heinrich Lieben
https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/814939
(Zugriff: 24.8.2020)
[11] Salzberg 1927
Mölkerbastei 5 / Eckhaus / EZ 755 / 1124,57 m2 verbaut / 5 Stockwerke, 10 Geschäftslokale, 3 Wohnungen, erbaut 1871, erworben 1901
Besitzer: Heinrich und Friedrich Lieben
https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/1791743
(Zugriff: 24.8.2020)
[12] Wien Geschichte Wiki: Grundbücher
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Grundb%C3%BCcher (Zugriff: 24.8.2020)
[13] Historisches Grundbuch Innere Stadt / Mölker Bastei 5 / EZ 755 / B-Teil / Postzahl 1
[14] Georg Gaugusch, Wer einmal war. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800 – 1938, Band 2, S. 1885
[15] Tom Juncker, „… keine Bedenken mehr, dass die Firma Ephrussi sich in Hinkunft als arische Firma bezeichne.“ In:
Die Ephrussis. Eine Zeitreise. Herausgegeben von Gabriele Kohlbauer-Fritz und Tom Juncker im Auftrag des Jüdischen Museums Wien anlässlich der Ausstellung „Die Ephrussis. Eine Zeitreise“ des Jüdischen Museums Wien, 6. November 2019 bis 8. März 2020, S. 130 – 135.
[15a] Bankfirma Ephrussi, Vermögensanmeldung durch C.A. Steinhäusser, 13.11.1946. WStLA, Vermögensentziehungs-Anmeldungsverordnung (VEAV), 9. Bezirk, 302
[15b] Schreiben von C.A. Steinhäusser an die Vermögensverkehrsstelle, 22.11.1941, ÖSTA AdR, 06, Vermögensverkehrsstelle (VVSt), HA 5034
[15c] Vgl. Peter MELICHAR, Neuordnung im Bankenwesen. Die NS-Maßnahmen und die Problematik der Restitution. Wien 2004, S. 248-249
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