19. BEZIEHUNGEN ZWISCHEN FAMILIEN UND ZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN BESTIMMTEN HÄUSERN
In diesem Kapitel sollen einige Gemeinsamkeiten bzw. familiäre Verknüpfungen zwischen einzelnen Bewohnern der „Alten Windmühlgasse“,
aber auch Zusammenhänge zwischen Häusern des Windmühlviertels aufgezeigt werden.
Persönliche Beziehungen und Gemeinsamkeiten:
.) Kommerzialrat Franz Kantner war in verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen tätig und erhielt als Anerkennung
dafür die goldene Salvatormedaille.
In seiner Chronik schreibt er u. a. auch über den Verein der „Windmühler Kinderfreunde“:
Als besonderer Kinderfreund gründete ich anfangs 1890 einen Sparverein mit Kinderbekleidung, der sich später
Windmühler-Kinderfreunde nannte […]
Ziel des Vereins war es, manche Not zu lindern und „jedes Jahr zu Weihnachten bei zehn Kinder zu bekleiden.“
Nach eigenen Angaben war er 30 Jahre lang dessen Obmann, danach bekleidete er die Funktion eines Ehrenobmannes.
Bäckermeister Julius Endriss, vermutlich dessen
unmittelbarer Nachfolger in diesem Amt, hat sich als Wohltäter ebenfalls große Verdienste erworben, sodass ihm 1929 anlässlich des 40-jährigen Bestandsjubiläums dieses Vereines als „dem Gründer
dieses Vereines“ und Ehrenmitglied das Exemplar B von „Alte Windmühlgasse“ überreicht wurde.
.) Zwischen den Familien Endriss und Kantner gab es verwandtschaftliche Verbindungen:
Mathilde Zipperer, die Frau von Josef Endriss, und Adele Zipperer, die Frau von Rudolf Kantner, waren Schwestern. Rudolf Kantner und Josef Endriss waren also verschwägert.
.) Julius Endriss jun. war mit Elisabeth Petermann verheiratet, deren Vater das Gasthaus
Windmühlgasse 13A führte. (Kapitel 3.1. „Familie Endriss“ und Kapitel 18.5. „Familie Petermann“)
Zusammenhänge zwischen Häusern:
.) Wohnhäuser und Geschäftslokale der Familie Kantner:
altes Hauszeichen „Zur heiligen Dreifaltigkeit“ im Hausflur von Windmühlgasse 10
.) Wohnungen und Geschäftslokale der Familie Endriss:
Windmühlgasse 13 (alte Orientierungsnummer) „Bäckenhäusl“ – Windmühlgasse 23 (alte Orientierungsnummer, jedoch bereits Neubau), ab
1908 hatte das Gebäude die Orientierungsnummer Windmühlgasse 9.
Die Bäckerei der Familie Endriss dürfte sich an jenem Standort befunden haben, wo früher das Haus „Zur heiligen Dreifaltigkeit“
gewesen war und wo früher die Familie Kantner gelebt hatte. Der Neubau mit der Nr. 9 (ab 1908) nahm den Platz der drei Parzellen der früheren Nummern 23, 25 und 27 ein.
Rudolf Kantner, wohnhaft in Windmühlg. 10, führte ab 1934 eine Gastwirtschaft im Geyling-Haus
.) Windmühlgasse 13a (neue Orientierungsnummer) – Fillgradergasse 9 bzw. 21:
Julius Endriss, Bäckermeister, der mit der Gastwirtstochter Elisabeth Petermann (Windmühlgasse 13A) verheiratet war, kehrte nach den
Stationen Schottenfeldgasse 58 und Meiselstraße 15-17 nach dem Tod seiner Frau wieder in den Bezirk Mariahilf zurück – als Gastwirt in der Fillgraderg. 9, mit der Wohnung in der Fillgradergasse
21.
Auf dem Haus prangt auf Hoffelners Bildern ein Geschäftsschild „Wilhelm Töpfer“. Dieser Friseur ist zwar an dieser Adresse nicht
nachweisbar, dafür aber an der Adresse Windmühlgasse 2 (heute: Nr. 8) = Capistran- gasse 3 (Wohn- und Geschäftshaus der Familie Kantner) sowie in der Windmühlgasse
5 (alte Orientierungsnummer; heute: Capistrang. 8)
Die Söhne von drei verschiedenen Familien auf einem Foto:
Abb. 64. Söhne der Familien Kantner, Endriss und Schorn im Jahr 1914.
Foto, aufgenommen am Beginn des 1. Weltkriegs im Jahr 1914, aus dem Besitz der Nachfahren der Familie Endriss, fotografiert von
Günter Oppitz (2018)
Das Foto zeigt hinten stehend, von links nach rechts:
Julius Endriss
Josef Endriss
Rudolf Endriss
vgl. dazu Kapitel 3. Windmühlgasse 13 – „Bäckenhäusl“, insbesondere Kapitel 3.1. Familie ENDRISS, bei Julius aber auch Kapitel
18.5. Familie Petermann und Gasthaus Petermann
links sitzend:
Josef Kantner– vgl. dazu Kapitel 4.
Windmühlgasse 15 – „Zum grünen Tor“, insbesondere Kapitel 4.1. Familie KANTNER
rechts sitzend:
Leopold Schorn– vgl. dazu Kapitel 15.
Windmühlgasse 31 – „Zum braunen Adler“
Im Neuen Wiener Tagblatt vom 8. Februar 1914, S. 17, wird noch über die Teilnahme der drei Endriss-Brüder am Ball der
Wiener Bäckermeistersöhne berichtet.
Abb. 65. Ball der Wiener Bäckermeistersöhne 1914. Bericht im Neuen Wiener Tagblatt vom 8.2.1914
Eine typische Damenspende von einem dieser Bälle am Anfang des 20. Jahrhunderts, eine kunstvolle
kleine Schatulle, wurde von einer Nachfahrin der Familie Endriss bis heute aufbewahrt:
Abb. 65a. Ballspende (Schmuckschatulle) vom Anfang des 20. Jahrhunderts.
Private Sammlung von Nachfahren der Familie Endriss. Foto: Autor (November 2018)
Abb. 66. Vermisstenmeldung im Neuen Wiener Tagblatt vom 30. Oktober 1914
Das erste Kriegsjahr hat einer der drei, Rudolf Endriss, nicht überlebt.
Im „Neuen Wiener Tagblatt“ vom 30. Oktober 1914 / S. 12 wird er als vermisst gemeldet und es wird ersucht,
Nachrichten an seinen Vater, den Bäckermeister Julius Endriss zu richten. Rudolf Endriss kehrte nicht mehr zurück.
Möglicherweise handelt es sich bei Abb. 64 um das letzte Foto von Rudolf Endriss.